Stimme und Aussehen
Rufen statt trommeln
Der Grünspecht macht sich besonders durch seinen Gesang und seine Rufe bemerkbar. Sein dynamischer, meist mehrsilbiger Ruf gleicht einem gellenden Lachen: „kjückkjückkjück“. Diesen kann man das
ganze Jahr über hören. Er wird oft im Flug geäußert. Zur Balzzeit baut der Grünspecht diesen Ruf zu einer langen lachenden Strophe aus, seinem Gesang: „klüklüklüklüklü“. Diesen trägt er oft
ausdauernd mit Pausen von 20 bis 40 Sekunden vor. Der Grünspecht singt, um sein Revier abzustecken und um Weibchen anzulocken. Neben diesem Gesang bringt der Grünspecht nur selten einen der
bekannten Trommelwirbel hervor, die bei anderen Spechtarten die Hauptform der Revierabgrenzung darstellen.
Die rote Kappe und die schwarze Augenmaske bescherten ihm schon liebevolle Beinamen wie „Zorro“ oder „der Specht mit der Räubermaske“.
Ein Exot unter den Spechten
Eine feuerrote Kappe und eine schwarze Gesichtsmaske schmücken den Kopf des Grünspechts. Ein roter, schwarz umrandeter Bartstreif schmückt den Kopf des Männchens. Ein durchgängig schwarzer Streif
findet sich dagegen im Gesicht des Weibchens, das dem männlichen Grünspecht ansonsten in Schönheit, Farbenpracht, Größe und Gewicht in nichts nachsteht.
Eine prachtvolle Erscheinung
Der Grünspecht ist ein echter Hingucker, sofern man ihn entdeckt. Sein Verhalten spiegelt seine Zugehörigkeit zu den Erdspechten wider: Mit abgesenktem Kopf bewegt er sich meist auf dem Boden,
gut getarnt durch sein grünes Federkleid samt gelbem Bürzel. Typisch für den Grünspecht ist sein Flug in ausgeprägt bogenförmigen Bahnen. Diese Bögen entstehen, weil der Vogel nach einer kurzen
Serie schneller Flügelschläge die Flügel komplett anlegt. Von Kopf bis Schwanz misst er zwischen 30 bis 36 Zentimeter und kommt auf eine Spannweite von 45 bis 51 Zentimeter.
Das Gefieder junger Grünspechte besitzt ein deutliches Fleckenmuster.
Der heranwachsende Grünspecht unterscheidet sich in seinem Federkleid von den Erwachsenen. Vor allem hebt er sich durch seine hellen Flecken oberseits und seine dunklen Flecken unterseits ab. Sie
setzen sich fast über das gesamte Federkleid fort. Besonders auffällig ist seine dunkel gefleckte und gebänderte Unterseite, einschließlich des Kopfes und des Halses. Insgesamt trägt der junge
Grünspecht blassere Farben als das Elternpaar.
Gemeinsame Bauherren
Verhalten und Lebensweise
Ende Januar beginnen die ersten Balzgesänge des Grünspechtes. Gesanglich am aktivsten ist er zwischen März und Mai. Fast immer finden sich Paare für eine Saison, manchmal auch für eine längere
Zeit.
Nicht nur sein lachender Ruf ist charakteristisch, oft sieht man ihn im Vergleich zu anderen Spechtarten auch am Boden nach Nahrung suchend.
Höhlenbau als Paarübung
Alte Bäume sind für den Grünspecht lebenswichtig. Nur in ausreichend dicken Bäumen mit weichen Stellen kann er seine Höhlen anlegen, bevorzugt in zwei bis zehn Metern Höhe. Grünspechte beginnen
häufig mehrere Höhlen, die in späteren Jahren, wenn der Höhlenanfang etwas angefault ist, fertig gebaut werden. Das Eingangsloch ist meist sechs mal sieben Zentimeter groß. Der gemeinsame
Höhlenbau ist ein Ritual, das Männchen und Weibchen aneinander bindet. Doch nicht jedes Jahr gönnt sich der Grünspecht eine neue Behausung. Oft bezieht er auch vorhandene Höhlen, wie die
Schlafhöhle aus dem vergangenen Winter. Beide Geschlechter sind für den Höhlenbau zuständig.
Alte Bäume und Totholz
Grünspechte hinterlassen in ihren Revieren viele Spechthöhlen, die von anderen höhlenbewohnenden Arten zur Brut genutzt werden: von verschiedenen Meisenarten, Staren, Kleibern, Halsband- und
Trauerschnäppern oder Gartenrotschwänzen. Für letzteren – den Vogel des Jahres 2011 – ist der Grünspecht zum Beispiel ein wichtiger Baumeister. Aber auch Fledermausarten, Siebenschläfer und
Hornissen profitieren von den Grünspechthöhlen. Besonders beliebt sind beim Grünspecht Weiden, Pappeln und Obstbäume. Leider werden diese in öffentlichen Grünanlagen und Gärten wegen
übertriebener Verkehrssicherheit oft unnötig entfernt. Dabei würde ein Zurückschneiden oft genügen. Totes Holz bietet Wohnraum für viele Insekten, darunter auch einige spezialisierte
Ameisenarten.
Aufzucht der Jungen
Zwischen April und Mai legt das Weibchen fünf bis acht weiße Eier auf eine dünne Schicht von Holzspänen. Wie bei allen Spechten wird kein Nistmaterial in die Höhlen eingetragen. Beim Brüten
wechseln sich Männchen und Weibchen ab. Falls die Brut nicht erfolgreich ist, wird sie ein bis zweimal wiederholt. Im August, nach der Brutzeit, trennt sich das Paar wieder. Nach 14 bis 17 Tagen
schlüpfen die Jungen und werden nach weiteren 23 bis 27 Tagen flügge. Das Paar füttert die Kleinen auch nach dem Ausfliegen für einige Wochen und nimmt sie mit auf Nahrungssuche. Jungvögel
übernachten nach dem Ausfliegen oft an den Stamm gekrallt. Nach einem knappen Jahr erreichen Grünspechte ihre Geschlechtsreife, so dass die Jungen bereits im Folgejahr selbst brüten.
Ameisen sind sein Leben
Kein anderer Specht hat sich so auf Ameisen spezialisiert wie der Grünspecht.
Zwischen Morgengrauen und Dämmerung ist der Grünspecht aktiv und bleibt seinem Revier treu. Täglich fliegt er die gleichen Routen und besucht dieselben Plätze, um Ameisen zu finden. Unter allen
Spechten ist er am stärksten auf sie spezialisiert. Auch seine Jungvögel füttert der Grünspecht ausschließlich mit Ameisen. Während andere Spechte ihre Nahrung an Bäumen finden, sucht er gezielt
auf lockeren Böden mit Störstellen ohne oder mit wenig Vegetation.
Schnabel und Zunge als Allzweckgerät
Unter allen europäischen Spechten hat der Grünspecht die längste Zunge. Er kann sie bis zu zehn Zentimeter vorstrecken. Mit diesem harpunenartigen Instrument erwischt er auch gut versteckte
Ameisen. Dabei hilft ihm sein Schnabel als kombiniertes Werkzeug, das er als Meißel, Zange oder Axt einsetzt. Er schlägt Löcher in Ameisennester im Boden oder in weiche Baumstümpfe. Mit seiner
Zunge, einem hochempfindlichen Tastorgan, dringt er in die Ameisengänge ein. Gefundene Ameisen, deren Larven und Puppen, bleiben an ihr kleben. Manchmal schlägt er auch die Ameisennester
auseinander. Dabei bewegt er sich, als ob er einen Taktstock schlägt. Zu einem geringen Teil fressen Grünspechte auch andere Insekten, Regenwürmer und Schnecken sowie Beeren und Obst.
Winter- und Sommernahrung
Kleinere Ameisenarten bilden die Sommernahrung des Grünspechts. Er findet sie in kleinen Nestern auf Grünflächen, Wiesen, Weiden und an Wegrändern. Man erkennt sie meist an einem kleinen
Erdhäufchen an der Oberfläche. Grünspechte legen manchmal sogar Ameisenfallen an, um mit weniger Aufwand an ihre Nahrung zu gelangen. Ameisen überwintern als erwachsene Tiere in Kältestarre tief
im Inneren ihrer Baue. In harten Wintern erschwert gefrorener Boden dem Grünspecht die Nahrungssuche. Dann verlegt er sich auf leichter zu findende Nesthügel der größeren Waldameisen.
Grünspechte können sich die unter dem Schnee versteckten Ameisennester merken und wieder aufsuchen, auch wenn sie dazu Tunnel durch den Schnee graben müssen. Um an das Innere eines Ameisenhügels
zu gelangen, graben sie sogar Gänge hinein. Manchmal sehen diese im Frühjahr deswegen aus wie ein Schweizer Käse. Viele der selteneren Ameisenarten sind bedroht, aber um die häufigen Arten muss
man sich keine Sorgen machen. Sie verschwinden jedoch genauso wie der Grünspecht, sobald Wiesen und Weiden zu viel gedüngt, mit Gift behandelt oder zu Ackerland umgebrochen werden. Die Spechte
gefährden dagegen mit ihrer Nahrungsaufnahme den Ameisenbestand in keinster Weise.
Lebensräume
Halboffene Landschaften sind sein Revier
Haben Grünspechte einmal ein Revier besetzt, können sie dort ihr Leben verbringen. Die Größe ihrer Reviere schwankt sehr, je nach Ergiebigkeit des Lebensraums von nur etwa drei Hektar bis zu
mehreren hundert Hektar. Ein Revier besteht aus Kernzonen mit Höhlenbäumen und Rufstationen auf herausragenden Ästen, Baumwipfeln und umliegenden Nahrungsflächen.
Der Grünspecht ist ein ortstreuer Standvogel und bleibt im Winter in seinem Revier. Unser Jahresvogel legt seine Höhle in dicken hochstämmigen Bäumen an, bei denen der unterste Ast in mindestens
160 Zentimetern Höhe abgeht. Zudem benötigt er reichlich Ameisennahrung in offenem Grünland. Daher lebt dieser Specht ausschließlich in halboffenen Landschaften, einer ökologischen Übergangszone
zwischen Wald und Offenland. Lichte Wälder stellen den ursprünglichen Lebensraum des Grünspechts dar.
Halboffene Wälder
Halboffene Waldlandschaften mit ihren Lichtungen und aufgelockerten Waldrändern sind ideale Lebensräume für den Grünspecht. Er lebt daher besonders gerne in Auwäldern und alten Hutewäldern, in
denen früher das Vieh zwischen den Bäumen weidete. Heute werden ähnliche Beweidungsformen als Naturschutzmaßnahmen wieder eingeführt.
Streuobstwiesen
Den Hutewäldern ähnlich sind strukturreiche Streuobstwiesen, in denen hochstämmige Obstbäume auf extensiv genutzten Wiesen stehen. Diese Wiesen, die mehrmals im Jahr gemäht werden, bergen viele
Ameisennester am Boden. Mäht man sie zu oft, gar nicht oder werden sie gedüngt, verschwinden sie als wichtiger Lebensraum. Über die Jahre werden Streuobstwiesen ökologisch wertvoller: Die Bäume
verdicken und das Totholz nimmt zu. Das bietet dem Grünspecht bessere Möglichkeiten, seine Bruthöhle anzulegen. Leider verschwindet diese traditionelle Landschaftsform zunehmend aus unseren
Gebieten.
Heutzutage finden der Grünspecht vor allem in Parks und Gärten ein reiches Nahrungsangebot.
Parks und Gärten
Alte Bäume im Wechsel mit offenen Grünflächen charakterisieren viele unserer städtischen Grünanlagen, insbesondere die „Englischen Landschaftsparks“. Auch Privatgärten oder Kleingartenanlagen
entsprechen oft diesem Bild. In den letzten Jahrzehnten nimmt der Grünspecht vor allem im Siedlungsraum zu.
Von der Industriebrache zur Grünanlage
Einen Sonderfall stellen in städtischen Ballungsräumen große Industriebrachen dar, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind. Ehemalige Zechen- oder Bahngelände bieten gute
Nahrungsbedingungen, da Ameisen die rohbodenreichen Flächen lieben. Mit der Zeit wächst oft lichter Birkenwald. Findet der Grünspecht in der Umgebung zusätzlich geeignete Höhlenbäume, lebt er
sich schnell ein. Die Industriebrachen können zu städtischen Parks gestaltet werden, so dass sich das Mosaik aus Wald und Offenland dauerhaft erhält.
Verbreitung und Bestand
Ein echter Europäer
Der Grünspecht ist ein echter Europäer. Mehr als 90 Prozent seines weltweiten Verbreitungsgebietes befinden sich in Europa. Hier besiedelt er fast den ganzen Kontinent mit Ausnahme von Irland,
dem mittleren und nördlichen Skandinavien und den nördlichen und östlichen Teilen des europäischen Russlands. Außerdem brütet er im Kaukasus, in Bergregionen der Türkei und des nördlichen Iran
und Irak. Dabei nimmt seine Häufigkeit mit der Strenge der Winter von West nach Ost ab. Mit seiner weitgehend auf unseren Kontinent beschränkten Verbreitung tragen wir als Europäer die
wesentliche Verantwortung für den Schutz dieser Art.
Passt der Lebensraum, so kann man den Grünspecht fast überall in Deutschland antreffen.
Bestandsentwicklung
Der europäische Bestand des Grünspechts wurde im Jahr 2004 auf gut 860.000 Brutpaare geschätzt. Der Weltbestand ist nur unwesentlich größer. Für den Zeitraum 2005 bis 2009 wurden in Deutschland
42.000 bis 76.000 Brutpaare ermittelt. Sechs bis sieben Prozent des Weltbestandes dieser Art leben damit in Deutschland. Hierzulande ist der Grünspecht die zweithäufigste Spechtart. Der Bestand
des häufigsten Spechtes, des Buntspechtes, ist allerdings gleich zehnmal größer.
Positive Ausnahme
Für den Grünspecht geht es vielerorts aufwärts.
Laut des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten (DDA) hat der bundesweite Bestand des Grünspechts zwischen 1991 und 2011 um 105 Prozent zugenommen. Europaweit ist er im gleichen Zeitraum um etwa 50
Prozent gewachsen. Dies ist die deutlichste Zunahme unter allen häufigen Vogelarten Deutschlands und eine sehr positive Ausnahme unter den besorgniserregenden Trends der meisten anderen Arten.
Der Grünspecht hat derzeit tatsächlich gut lachen.
Unterschiedliche Bestandsentwicklung
Der Bestand des Grünspechtes ist jedoch nur bis 2008 kontinuierlich angestiegen. In den drei Folgejahren bis 2011 nahm er wieder um 17 Prozent ab. Vorhandene Daten zeigen, dass der Grünspecht in
den letzten zwei Jahrzehnten im Siedlungsraum, in Gärten und Parks zugenommen hat, während sein Bestand im Wald konstant geblieben ist. Interessant ist die unterschiedliche Bestandsentwicklung in
verschiedenen Teilen der Republik. So hat der Grünspecht nach dem kalten Winter im Osten 2010/2011 stark abgenommen, während die Bestände im Nordwesten angestiegen sind.
Ausblick in die Zukunft
Die Zunahme des Grünspechts in den letzten zwei Jahrzehnten folgt einer großflächigen Abnahme in den 1970er und 1980er Jahren. Die Bestandsentwicklung des Grünspechts wird auch zukünftig stark
vom Winterklima, aber auch vom Angebot an Höhlenbäumen und dem Pestizideinsatz abhängen. Wird es milder, nimmt er zu, gibt es kalte und schneereiche Winter, nimmt er ab. Die Entwicklungen in
unserer Kulturlandschaft werden zudem entscheidend dazu beitragen, ob der Grünspecht sich weiter vermehren oder nach harten Wintern erholen kann.
Was ihm schadet
Viele alte Bäume die dem Grünspecht noch als Höhlenbaum dienen könnten, fallen der Motorsäge zum Opfer.
Derzeit erleben wir einen rapiden Rückgang von Grünland. Da ein Großteil des Viehs dauerhaft in Ställen gehalten und mit importiertem Futter gefüttert wird, werden Wiesen und Weiden nicht mehr
gebraucht. Viele Flächen werden zu Ackerland, beispielsweise für Maisanbau zur Energieerzeugung. Verbleibende Flächen werden intensiver genutzt, stärker gedüngt und häufiger gemäht. In beiden
Fällen verliert der Grünspecht sie zur Nahrungssuche. Zudem werden in Streuobstwiesen immer wieder Halbstämme gepflanzt, in die der Grünspecht keine Höhlen baut. Vogelarten nehmen aus diesem
Grund stark ab.
Negativ wirkt sich auch der Verlust von alten Bäumen aus, die der Grünspecht zum Höhlenbau braucht. Wegen intensiver Holznutzung und übertriebener Vorsichtsmaßnahmen in der
Verkehrssicherungspflicht werden alte Bäume beim ersten Faulen gefällt. Andere Spechtarten sind dadurch noch stärker beeinträchtigt, da sie ihre Nahrung ausschließlich an alten Bäumen
suchen.
Was ihm hilft
Während sich die Lebensraumbedingungen in der freien Landschaft für den Grünspecht eher verschlechtern, findet er zunehmend geeignete Reviere in unseren Siedlungsräumen. Hier entstehen neue Parks
auf ehemaligen Industrieflächen und aufgrund knapper öffentlicher Kassen werden manche Stadtparks nur minimal gepflegt. Hier kann der Grünspecht neue Lebensräume besiedeln.
Gefährdete Streuobstwiesen
Um Streuobstwiesen zu schützen, ist es wichtig regionale Produkte wie Apfelsäfte zu kaufen.
Besonders im Südwesten Deutschlands lebt der Grünspecht oft auf Streuobstwiesen. Diese sind jedoch stark gefährdet. Seit 1950 verschwanden rund 70 Prozent der Bestände Deutschlands. Mittlerweile
sind nach Schätzungen des NABU nur noch 300.000 Hektar erhalten. Das Interesse am Streuobst sinkt, denn die Äpfel im Supermarkt sind günstig, so dass sich das Selberpflücken nicht lohnt. Dabei
birgt das Streuobst viele Vorteile und macht den Konsumenten zum Naturschützer: Es wird nicht mit synthetischen Pestiziden behandelt und ist wegen des hohen Phenolgehalts, der bei neuen
Markensorten weggezüchtet ist, selbst für Allergiker besser, häufig sogar problemlos verträglich.
Nicht nur für den Grünspecht sind Streuobstwiesen wichtig: Auch andere Spechtarten wie Bunt-, Mittel-, Kleinspecht und Wendehals kommen hier vor. Streuobstwiesen, die zwei- bis dreimal im Jahr
gemäht werden, beherbergen mehr Ameisennester pro Fläche im Vergleich zu häufiger
gemähten oder gemulchten Wiesen.
So können Sie Streuobstwiesen erhalten:
Verwechslungskandidat Grauspecht
Der nächste Verwandte
Der Grauspecht (Picuscanus) ist die Zwillingsart des Grünspechts und der zweite bei uns lebende „Erdspecht“. Er ist bis nach Asien verbreitet. Von Osten her ist er vor langer Zeit verstärkt nach
Westen gewandert, während der Grünspecht stets ein „echter Europäer“ war.
Der Grauspecht ist etwas kleiner als der Grünspecht. Beim Männchen ist nur der Vorderscheitel bis zur Kopfmitte rot. Dem Weibchen, dessen Kopf grau gefärbt ist, fehlt das Rot gänzlich. Die
Rufreihe des Grauspechts, sein Gesang, klingt zwar ähnlich wie beim Grünspecht, fällt aber nach hinten langsam ab und klingt dadurch melancholisch, statt lachend. Im Gegensatz zum Grünspecht
trommelt der Grauspecht viel häufiger. Grauspechte beginnen spät mit der Eiablage, manchmal erst Ende Mai, wenn Stare bereits aus Höhlen ausgeflogen sind und als Konkurrenten ausfallen. Als
Aufzuchtnahrung dienen fast ausschließlich Ameisenpuppen. Der Grauspecht sucht vor allem waldbewohnende Arten, ansonsten ist er weniger auf Ameisen spezialisiert. Häufig stochert er auch nach
anderen Insekten hinter der Baumrinde. Dadurch ist er weniger empfindlich gegenüber kalten Wintern als der Grünspecht.
Es gibt große Gegensätze in der Bestandsentwicklung beider Arten. Der Grünspecht nimmt seit 20 Jahren kontinuierlich zu, während der Grauspechtbestand bei nur 10.500 bis 15.000 Brutpaaren eher
abnimmt. Kalte Winter verschieben die Populationstrends zugunsten des Grauspechts, während warme Winter den Grünspecht fördern.
Deutschlands Spechte
Spechte zählen zu den bekannteren Vogelarten. Neben den beiden „Erdspechten“ gibt es in Deutschland regelmäßig vorkommende „Baumspechte“:
Mit 650.000 Brutpaaren ist der Buntspecht am häufigsten. Der „Vogel des Jahres 1997“ brütet in fast allen Wäldern, Gehölzen, Parks, oft sogar in Gärten. Buntspechte kommen auch ans winterliche
Futterhaus.
Der Kleinspecht ist mit etwa 30.000 Brutpaaren vergleichsweise selten. Er bewohnt Laub- und Auwald mit alten Bäumen, aber auch Obstgärten und Parks.
Der Mittelspecht ähnelt in der Färbung Bunt- und Kleinspecht, in der Größe liegt er zwischen diesen beiden Arten. Er bevorzugt alte Eichen mit grober Borke, in der er nach Beute stochert. Mit
geschätzten 25.000 bis 56.000 Brutpaaren ist er nicht häufig.
Der Schwarzspecht ist der größte heimische Specht. Er ist schwarz mit rotem Scheitel (Männchen) oder rotem Hinterkopf (Weibchen). In hohen, alten Buchen baut er seine Höhlen. Vom „Vogel des
Jahres 1981“ gibt es 30.000 bis 40.000 Brutpaare.
Auch der Wendehals – „Vogel des Jahres 1988“ – zählt formal zu den Spechten. Rindenbraun und klein fällt diese Verwandtschaft zunächst nicht auf, aber wie der Grünspecht ist er auf Ameisen
spezialisiert und brütet gern in Streuobstwiesen.
Der Dreizehenspecht ist gleichermaßen selten und kommt in Nadelwäldern Zentraleuropas vor.
In manchen Gebirgswäldern, im Laubwald, lebt der seltene Weißrückenspecht.
Alle „Baumspechte“ benötigen alte Wälder mit Totholz, Baumstümpfen und morschen Baumstämmen, in denen sie Nahrung finden und Höhlen anlegen können. Mit dem Programm „Urwälder von morgen“ will der
NABU solche Waldtypen schützen.